Biografie

1940* „Du bist ja auch erblich vorbelastet“ – so, oder so ähnlich lautet die Feststellung, bei der ich sofort einen dicken Hals bekomme und lauthals lospoltere. Das habe ich zu oft gehört, wenn ich ein neues Bild vorstellte. Damit sollte meine eigene Leistung relativiert oder gemindert werden. Die Logik dahinter meint, dass die Tatsache als Sohn eines Malers geboren worden zu sein, die halbe Miete bei der Malerei ausmacht. Das ist Unfug, unwahr und unausrottbar. Dennoch kann ich ein Körnchen Wahrheit nicht verleugnen. Mein Vater war nicht nur Maler, er war auch Restaurator. Diesen Beruf kann man nur dann ausüben, wenn man umfassende Kenntnisse hat über Maltechnik, die Malschulen, die handwerkliche und künstlerische Auffassung der „alten Meister“, wie man es allgemein nennt. Das ist keine besondere Leistung, das kann und konnte man lernen. Dennoch sind eigene Erfahrung, eigene Experimente, eigene Geheimnisse der Maltechnik das eigentliche Kapital eines Restaurators. Mein Vater war diesbezüglich ein anerkannter Meister. Ein ganzes Jahr lang erklärte er mir lediglich die Kunst der Grundierung einer Leinwand. Ich musste Malgründe ansetzen und sie mit einigen Pinselstrichen ausprobieren. Die Mischungsverhältnisse der Zutaten war ab dann unser gemeinsames Geheimnis. Über Farben referierte mein Vater sein ganzes Leben. Wäre er nicht gestorben, würde er mir noch heute erklären wie man Farben herstellt und was die Todsünden dabei sind. Unter dem Überbegriff „Maltechnik“ (selbstverständlich Ölmalerei und die anderen Techniken wie Tempera, Aquarell etc.) war mein Vater ein absoluter Profi. Wenn es dazu noch eine Steigerung gab, so war das zweifelsfrei der Umgang mit Schlagmetallen, worunter der Laie Blattgold und Blattsilber versteht. Diesbezüglich erhielt er Anfragen von Malern und Restauratoren aus ganz Europa. Ungefähr 12 Jahre „learning bei doing“ prägen einen jungen Maler für sein ganzes Leben. Malgrund, Farben und Schlagmetalle kann ich nur so verarbeiten, wie ich es unter dem Siegel der Verschwiegenheit als Atelierge-heimnis vermittelt bekam. Ich will so und nicht anders malen. Was Menschen das Bild nennen, ist doch nur die letzte Malschicht – nicht mehr und nicht weniger. Das Bild liegt darunter! Jeder Künstler und jede Künstlerin muss in jungen Jahren entscheiden, ob man sich in den Kunstbetrieb einordnen will oder nicht. Verkaufen bedeutet immer "anpassen".Anpassung und Freiheit sind ein Widerspruch - Kunst duldet keinen solchen!