Interview

10 Fragen an AP Guthrie

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Ehrlicherweise war ich nie der künstlerische Typ, eher die Sportlerin, die sich messen wollte. Kunstunterricht fand ich öde, weil es immer konkrete Aufgaben gab. Wieso mit Tusche eine Landschaft malen, wenn mir danach war, aus Pappe einen Wolkenkratzer zu basteln? Mein Verständnis von künstlerischer Tätigkeit bestand wohl schon immer darin, dem inneren Impuls nachzugeben, vermutlich als Pendant zu meiner ausgeprägten Kopflastigkeit. Aufgrund einer Erkrankung verringerte sich fortwährend die Beweglichkeit meiner Arme. Quasi als „Training“ begann ich zu malen und sah darin die Chance, mein Denken auf den Kopf zu stellen, die Wertigkeiten zu verschieben und der Vernunft ihr Monopol zu entziehen. Ich bin seitdem nicht wieder vom Malen losgekommen.

Was inspiriert Sie? Wie finden Sie Ihre Motive?

Abstrakte Malerei schaut hinter das Offensichtliche. Sie zeigt alles, was den Menschen ausmacht, wenn der Betrachter es zulässt (und manchmal auch dann, wenn er es gar nicht zulassen möchte). Das Erfüllte, Losgelöste, Glückliche ebenso abzubilden wie das Unbequeme, Anstrengende, Widerstandsträchtige erfordert nur Introspektion in mich selbst und das Miteinander mit anderen.

Wo entstehen Ihre Kunstwerke?

In Berlin

Wie haben Sie Ihr künstlerisches Handwerk gelernt?

Durch unentwegte Versuche, Neugier und eine hohe Risikobereitschaft, das Geglückte durch einen erneuten Versuch zu zerstören.

Was ist für Sie persönlich das Wichtigste, das jemals jemand über ein Kunstwerk von Ihnen gesagt oder geschrieben hat?

Es ist weniger das gesprochene oder geschriebene Wort als vielmehr die Unmittelbarkeit, mit der jemand auf ein Bild von mir reagiert, als hätten sich zwei gefunden, die zusammengehören.

In 3 Sätzen: Warum machen Sie Kunst?

Weil es mich glücklich macht, etwas erschaffen zu dürfen, das ich ungeachtet der Beurteilung Dritter mag. Dass Menschen meine Kunst zu ihrem Wegbegleiter machen, ist für mich immer wieder völlig überraschend. Künstlerisch tätig zu sein, empfinde ich als Privileg.

Welche Techniken bevorzugen Sie und warum?

Ich trage Acrylfarben mit Pinsel und jedweder Art von Spachtel auf und experimentiere mit selbstgemachten Pasten. Es ist ein stetiger Prozess des Auf- und wieder Abtragens, des Zulegens und Freiwischens oder -kratzens, bisweilen auch des (auch im wörtlichen Sinne) Laufenlassens bis alle Komponenten eine Verbindung miteinander eingegangen sind, die in sich stimmig ist. Erst wenn dieses Gefühl anhält, ist das Bild beendet.

Wie lange brauchen Sie in der Regel für ein Kunstwerk?

Das kann ich gar nicht so genau sagen, weil ich meist mehrere Bilder parallel male, um die langwierigen Trocknungszeiten zu überbrücken. Bis ich Frieden geschlossen habe mit einem Bild können mehrere Wochen, zum Teil auch Monate vergehen. Andere sind quasi im Handumdrehen und völlig widerstandsfrei innerhalb eines Tages fertig.

Gibt es Menschen, die Ihre Kunst beeinflusst haben?

Alle Menschen, die in meinem Leben eine Rolle spielen.