Selbstporträt

Noch bis vor wenigen Jahren war ich ein „Kopfmensch“, der mit Fleiß und Ausdauer seine Ziele verfolgte.
Zaghafte erste künstlerische Versuche zeigten, dass mich meine Zielstrebigkeit hier nicht voranbrachte – im Gegenteil. Je mehr ich ein Bild plante und je konkreter meine Vorstellungen waren, desto mehr stieß ich auf innere Blockaden. Also musste ich neue Wege gehen, loslassen, nichts erzwingen… noch immer meine schwierigste Übung.

Manchmal nehme ich mir vor, ein fröhliches Bild zu malen und greife schon beim ersten Pinselstrich zu dunklen Farben. Denn erst beim Malen spüre ich, was gerade „dran“ ist. Das Bild führt mich, zeigt mir, welche Teile wieder zugelegt, übermalt, verspachtelt werden müssen, um dann teilweise wieder freigelegt zu werden. Diese Prozesse dauern mitunter Wochen und Monate, in denen Zufriedenheit, Zerstörungslust, Ratlosigkeit, bisweilen auch Verzweiflung manchmal nur einen Pinselstrich voneinander entfernt sind. Nicht zu wissen, wie es weitergeht, innezuhalten, darauf zu vertrauen, dass es eine Lösung gibt, das hat mich das Malen gelehrt.

Die mitunter unzähligen Schichten an Farbe und Struktur geben dem Bild ein Fundament. Es geht darum, Farben, Formen und Strukturen so zu einen, dass eine Balance entsteht, die den Betrachter einlädt zu verweilen und immer Neues in dem Bild zu entdecken. Wenn das glückt, entstehen in dem Betrachter neue Bilder, jenseits des Erklärbaren, die von seinen Erfahrungen, Wünschen und Emotionen gespeist werden. Das Bild als Projektionsfläche gibt bisweilen mehr über den Betrachter preis als über mich als Künstlerin.

AP Guthrie

AP Guthrie

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